Gerhard Zirkel

Statist oder Hauptdarsteller?

„Da kannst du dir den Mund fusselig reden, der kapiert es einfach nicht!“. Manfred ist verzweifelt. Verzweifelt, wegen seines Bruders, der sich ums verrecken nicht vom Fleck bewegt. Entwicklungsmäßig.
Gerhard Zirkel
Gerhard Zirkel
27.09.2022

In diesem Artikel geht es um ein Thema, das so ein klein wenig „triggern“ kann, legt es doch den Finger in eine Wunde, die so alt ist, wie die Menschheit. Vielleicht sogar noch älter. Es geht um Trennung, ums Weitergehen, um die Dualität, um ganz grundlegende Aspekte unseres Seins.

Der kapiert es einfach nicht!

Manfred ist einer der Menschen, die schon Großes geleistet haben und beständig an sich arbeiten, um weiter zu kommen, stabiler zu werden, noch größer rauszukommen. Manfred ist Unternehmer und zwar einer, der sein Leben ernst nimmt. War er immer schon, selbst als 6jähriger war er schon der beste Fußballer seiner Altersklasse.

Er ist einer, der nicht nur tut, was alle tun, sondern der sich auf persönlicher Ebene immer weiter entwickelt, um besser zu sein als alle anderen. Ob er nun „spirituell“ ist oder nicht, mag er nicht entscheiden. Aber er setzt alles daran, sich zu entwickeln, Blockaden zu lösen, in sich zu investieren. Und er ist erfolgreich damit. Sehr sogar. Und er ist wach, erkennt, was in der Welt passiert, warum es passiert und wie er sich aufstellen muss, damit es nicht ihm passiert.

Ganz anders sein Bruder. Der hat nach der Schule ziemlich lustlos eine Ausbildung gemacht und nun hockt er in einem Unternehmen als Angestellter und da hockt er nun. Aus Manfreds Sicht völlig bewegungslos. Arbeit von Morgens bis Feierabend, Montag bis Freitag. Wochenende Bier und Grillen mit den Jungs. Der Fernseher sagt ihm, was er zu denken und zu kaufen hat, beides wird nicht hinterfragt.

Karriere? Nö, wozu? Investieren? Nö, wozu? Irgendwelche persönliche Entwicklungsschritte? Nö, wozu? Kapieren, was passiert und dann handeln? Nö, was passiert denn? Passiert doch nix.

Manfred könnte schier verzweifeln

Kennst du solche Leute? Ich meine nicht Manfred sondern seinen Bruder? Diese vielen Menschen, dich sich scheinbar wie Schafe verhalten, nicht zu denken scheinen, sich nicht zu entwickeln scheinen und den Bewegungen des Lebens mehr oder weniger teilnahmslos ausgeliefert sind?

Hast du manchmal das Gefühl, diese Menschen so lange schütteln zu wollen, bis sie sich endlich bewegen? Bis sie sich irgendwie, egal wie, einfach nur irgendwie entwickeln? Aber sie tun es nicht und sie sehen auch de Notwendigkeit gar nicht.

Sie rennen blind in Kriege, in Wirtschaftskrisen, in die Unterdrückung, ins Verderben. Und nicht nur das, sie hassen dich zuweilen alleine dafür, dass du nicht blind irgendwo hin rennst. Dafür, dass du vielleicht sogar versuchst, sie zu retten. Sie hassen dich, sie lachen dich aus, sie legen dir Steine in den Weg, sie wollen dich loswerden.

Aber warum ist das so und warum scheint es von diesen Menschen so viele zu geben und von denen, die sich weiterentwickeln nur so wenige? Und warum hat man so jemanden manchmal sogar als Partner?

„Leicht“ provokant

Eine geschätzte Kollegin und Freundin von mir, hat diese Menschen mal als „Füllseelen“ bezeichnet.

Ok, zugegeben, so für sich alleine gesehen, könnte man diese Aussage als ziemlich herablassend betrachten. Aber so hat sie das gar nicht gemeint, ganz und gar nicht. Lass mich versuchen, es zu erklären.

Das ist wie im Film

Vergleichen wir die Welt doch mal mit einem Spielfilm. In jedem Spielfilm gibt es einen oder ein paar Hauptdarsteller, um die sich der ganze Film dreht. Die erleben große Abenteuer, leisten unglaubliche Dinge, sehen toll aus, werden von allen verehrt. Kurz gesagt, sie sind eben die Hauptdarsteller.

Aber sie sind nicht alleine, es gibt ein paar Nebendarsteller und ganz viele Statisten, die scheinbar einfach nur dazu da sind, im richtigen Moment durchs Bild zu laufen. Ganz und gar unwichtig.

Oder? Nein, sind sie nicht. Stell dir doch mal einen Actionfilm, nur mit dem Hautdarsteller vor. Wie er wild um sich schlagend, völlig alleine durch eine leere Landschaft rennt. Stell dir mal die alten Rambo-Filme vor, nur mit Rambo.

Ziemlich peinliche Vorstellung. Das funktioniert nicht. Da kannst du gleich Wattwürmer bei der Balz filmen.

Es kann, bis auf ganz wenige filmische Ausnahmen, keinen Spielfilm ohne Nebendarsteller und Statisten geben. Und wenn einer dieser Statisten nur eine Sekunde auf der anderen Straßenseite zu sehen ist, so ist diese Sekunde doch immens wichtig, um dem Hauptdarsteller seine Bühne zu bieten.

Ohne die Sekunde des Statisten, funktioniert die Sekunde des Hauptdarstellers nicht. Wer ist also wichtiger, der Statist oder der Hauptdarsteller? Genau, beide sind gleich wichtig, weil der eine nicht ohne den anderen kann.

Inkarnationen

Jetzt gehen wir mal davon aus, dass wir Menschen aus der geistigen Welt heraus, hier in der materiellen Welt inkarnieren. Gehen wir davon aus, dass wir das immer wieder tun und dass wir es tun, um uns zu entwickeln.

Gehen wir davon aus, dass wir die materielle Welt nur erschaffen haben, um uns in einer materiellen Welt entwickeln zu können.

Was würde passieren, wenn wir alle mit dem Ziel der persönlichen Weiterentwicklung gleichzeitig inkarnieren würden? Genau, wir hätten eine Welt voller Hauptdarsteller. Das würde genauso wenig funktionieren, wie ein Spielfilm nur mit Hauptdarstellern. Gut, möglicherweise würde ein Film, nur mit 20 Rambos auch irgendwie funktionieren … aber Sinn würde es keinen machen.

Es muss also Statisten geben und meine Theorie dazu ist, dass wir deshalb immer auch Seelen brauchen, die als Statisten oder eben Füllseelen inkarnieren. Damit diejenigen, die zur Entwicklung herkommen, das auch tun können.

Vermutlich wechseln wir uns dabei ab, jeder ist mal Statist, jeder mal Hauptdarsteller. Da steckt also gar keine Wertung drin, kein „besser“ oder „schlechter“. Es handelt sich einfach um die momentane Position, die vermutlich schon klar ist, bevor wir in die Inkarnation gehen. Rein aus Sicht der geistigen Ebene aus der wir kommen, ist das vermutlich wirklich keine Wertung. Wer soll auch auf dieser Ebene werten. Das ist schließlich ein materielles Konstrukt, das der materielle Verstand zusammenbastelt.

In der Praxis

In der Praxis des materiellen Lebens bedeutet das, dass du einen Statisten weder „aufwecken“ noch retten kannst. Das was Teile der spirituellen Szene immer so gern herunterbeten, dass die Welt jetzt „aufwachen“ muss und dass doch endlich alle kapieren sollen, worum es geht, das ist Bullshit.

Auch die Coachingszene ist nicht besser, wenn sie behauptet, jeder würde einen Coach brauchen.

Wer als Statist inkarniert ist, der wird seinen Job auch als Statist machen. Anders gehts ja gar nicht. Er wird sich keinen Coach nehmen, weil er sich nicht verändern will. Es wird nicht die gesamte materielle Welt „aufwachen“, denn das wäre ein Spielfilm, in dem plötzlich alle Statisten zu Hauptdarstellern würden, ein Film mit 7 Milliarden Rambos. Danach wäre das kein Spielfilm mehr, sondern ein riesiges Chaos, das keiner mehr sehen will.

Wer bist du?

Aber jetzt wirds spannend. Wer bist du? Bist du Statist oder Hauptdarsteller? Und wieso fangen manche scheinbar als Statisten an und werden dann erst zum Star?

Nun, die erste Frage ist schnell beantwortet. Wenn du Statist wärst, würdest du diesen Artikel nicht lesen. Denn dann hättest du keine Motivation zur Weiterentwicklung, weil das nicht dein Plan für diese Inkarnation wäre. Dann wäre ich für dich ein „Esospinner“ und du würdest bei einem Bier über mich lästern oder von meiner Existenz gar nichts wissen.

Du bist also ein Hauptdarsteller. Das ist schonmal eine wichtige Erkenntnis, denn vielleicht fühlst du dich gar nicht so.

Vielleicht fühlst du dich eher wie ein Statist, der kapiert hat, dass alle um ihn herum Statisten sind, der diesen das aber nicht begreiflich machen kann. Bist du vielleicht ein „kleiner Angestellter“ der sieht, dass die Welt gerade ins Verderben rutscht, der aber scheinbar von keinem verstanden wird?

Fühlst du dich wie der einzige Sehende unter lauter Blinden? Dann bist du vielleicht einer dieser Darsteller, die als Statist anfangen und im Laufe des Films zum Hauptdarsteller werden. Wie einer, der in einer Firma als Sachbearbeiter anfängt und sich dann zum Chef hocharbeitet. Während seine ehemaligen Kollegen bis zur Rente Sachbearbeiter bleiben.

Was tust du?

Dann ändere das doch. So bald du kapiert hast, dass du zwar unter Statisten bist, du selbst aber eben keiner bist, kannst du anfangen deine Position zu verändern.

Das ist nicht immer leicht, denn keine Inkarnation steht nur für sich alleine. Sie sind alle miteinander verbunden und du bist zudem mit deinen Ahnen verbunden, die vor dir in dieser Inkarnation, in diesem Spielfilm waren.

Und möglicherweise gehört es zu der Entwicklung, die du für dich geplant hast, dich von ganz unten herauszuarbeiten. Das ist also keine böswillige Falle, die dir das Schicksal gestellt hat, sondern Teil deines Prozesses.

Vielleicht ist es dabei unumgänglich, dass du die Menschen in deiner Nähe quasi zurücklässt. Dass du sie fallenlässt, sie dem Verderben übergibst. Vielleicht musst du dabei zusehen, wie sie in der Masse untergehen. Das kann zum Weg gehören. So wie einer, der Karriere macht, damit klarkommen muss, dass seine ehemaligen Kollegen unten hocken bleiben. Aber das ist deren Entscheidung, deren Job.

Wenn du kleiner Angestellter bleibst, weil du die anderen kleinen Angestellten so lieb hast, dann bleibst du da. Mit allen Konsequenzen. Dafür bist du aber nicht hier.

Auch, dass du diesen Artikel liest, ist Teil deines Prozesses und wenn ich dir in diesem Artikel anbiete, dir zu helfen, dann ist auch das Teil des Prozesses.

Und ja, ich kann dir helfen. Ich bin selbst den Weg gegangen und ich habe schon viele Menschen dabei begleitet. Jetzt bist du dran, du kannst weiter versuchen, Füllseelen aufzuwecken und dich schief ärgern. Oder du gehst deinen Weg weiter. Auch wenn es bedeutet, die Füllseelen scheinbar zurückzulassen.

Es geht darum, dass du in dieser Inkarnation deine Position einnimmst. Und die ist weit oben, sonst hättest du nicht bis hierher gelesen. Auch wenn sich das schwierig anfühlt oder du Angst vor dem Weg hast, fang an. Geh den ersten Schritt. Geh raus aus der Masse der Statisten und nimm deine Position ein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert