Reicht das Dad?

Es gibt da diese Geschichte über Seymour Hersh, diesen weltberühmten Journalisten, der immer wieder höchst unbequeme Wahrheiten aufdeckt und die Welt nicht selten damit schockiert. Vor allem natürlich diejenigen, die jeweils den „Dreck am Stecken“ haben.
Gerhard Zirkel
01.09.2023

Diese Geschichte habe ich nun schon mehrfach aus dritter oder vierter Quelle gelesen, gerade eben wieder auf Facebook, ich kann nicht sagen ob sie überhaupt wahr ist. Aber das ist in dem Fall auch gar nicht so wichtig.
Die Geschichte

Seymour Hersh hat 1970 den Pulitzerpreis bekommen, für seine Berichterstattung über das Massaker von My Lai. Er ging auf die Bühne um seinen Preis entgegenzunehmen, alle erwarteten gespannt seine Rede dazu.

Aber stattdessen trat er ans Mikrofon und sagte nur: „Reicht das Dad?“

Mehr hat er nicht gesagt, er verließ danach die Bühne. Und er hat seine Erfolgsgeschichte bis Heute durchgezogen. Ohne Unterlass, geradezu verbissen. Er wird nach wie vor gleichermaßen gefeiert wie gehasst, macht keinerlei Anstalten sich zur Ruhe zu setzen. Und das wird er vielleicht auch bis zum letzten Atemzug nie tun.
Warum erzähle ich das?

Und genau das ist der Punkt, warum ich darüber schreibe. Denn das was er tut, ist gerade in Kreisen sehr erfolgreicher Menschen gar nicht selten. Niemand sieht darin ein Problem. Erfolgreiche Menschen machen halt oft weiter bis zum letzten Atemzug. Das wird bewundert, das ganze Ansehen, die Macht, nicht zuletzt das Geld

Eines meiner Lieblingsbeispiele ist der weltbekannte Augsburger Kaufmann Jakob Fugger, der bei seinem Tod im Jahre 1525 noch auf dem Sterbebett letzte geschäftliche Anweisungen an seine Mitarbeiter gegeben haben soll. Er war damals der reichste Mensch der westlichen Welt, der erste Millionär nördlich der Alpen. Aus eigenem Antrieb heraus.
Zwei Seiten einer Medaille

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist nicht so glänzend. Das Getrieben-sein, der Stress, die Krankheit, die Depressionen, die Medikamente, der Alkohol, die Drogen, der Verlust der Familie … die Liste lässt sich beliebig verlängern.

Das fällt freilich nicht auf, lässt sich kaschieren, verbergen. Diskrete Kliniken gibt es in erschreckend großer Anzahl, Gesundheit lässt sich kaufen, zumindest der Anschein von Gesundheit. Und ob du glücklich bist, sieht dir sowieso keiner an. Vielleicht bist du das ja sogar, aber … ja, da steht immer so ein „Aber“ im Raum. Da fehlt doch was.

Was spielt sich da ab? Warum gibt es diese zwei Seiten? Wie kann da was fehlen? Und was überhaupt?

Seymour Hersh hat es mit drei Worten erklärt, ob es sein Publikum nun wahrhaben wollte oder nicht.

Diese drei fragenden Worte „Reicht das Dad?“ zeigen, worauf sein Ehrgeiz oder zumindest ein Teil davon basiert. Nämlich darauf, endlich gesehen zu werden. Vom eigenen Vater. Einem der beiden wichtigsten Menschen im Leben eines Kindes. Endlich dem Vater zu genügen. Endlich richtig sein.

Endlich gesehen zu werden! Was eigentlich das Grundrecht eines jeden Kindes ist. Gesehen zu werden, wie es ist, in all seinen Anteilen. Angenommen werden in all seinem SEIN. Genau so wie es ist. Ohne Bedingung. Der Idealfall, ich weiß.

Fehlt das, kann das dazu führen, dass sich das Streben nach dem Gesehen- und Anerkanntwerden als Grundmuster unter jegliche Handlung im Leben legt. Und daraus entsteht oft erstmal etwas Großartiges. Ein großer Erfolg, ein großes Unternehmen, große Macht oder auch ein großes Vermögen.

Schwierig wird es, wenn der Zeitpunkt kommt, an dem man eigentlich kürzer treten müsste. Sich um sein Leben kümmern müsste. Die Früchte ernten müsste. Sich um die eigenen Kinder kümmern müsste. Sich ein Segelboot kaufen und es selbst um die Welt segeln müsste.

Und du dann den Ausstieg nicht erwischst, weil es dich weiter treibt. Ohne Unterlass. Weil ja die Anerkennung vom Vater immer noch nicht kam. Weil sie nicht mehr kommen kann, weil du kein Kind mehr bist und dein Vater vielleicht gar nicht mehr lebt. Der Zug ist abgefahren, der kommt nicht mehr.

Und irgendwann merkst du, dass du die letzte Haltestelle verpasst hast und es vor dir nur noch die Wand gibt, an die du unweigerlich krachst …

Was tust du dann?

Der erste und vermutlich schwerste Schritt ist, dass es dir bewusst wird.

Klar, dein Erfolg baut in erster Linie auf deinem Wissen, Können und deiner Entschlossenheit auf. Nicht jeder, der als Kind nicht gesehen wurde wird später erfolgreich. Die wenigsten vermutlich. Da gehört einiges dazu. Aber da gibt es vielleicht diesen Teil in dir, der getrieben ist. Getrieben davon, endlich gesehen zu werden.

Nur dass das nie passieren kann, denn das hätte damals in deiner Kindheit stattfinden müssen. Nicht mehr jetzt, wo du längst erwachsen bist.

Die meisten Menschen, die als Kind nicht gesehen wurden, nicht anerkannt wurden in ihrem Sein, werden später nicht erfolgreich. Sie schwimmen im Strom mit oder gehen sogar unter. Manche davon ziemlich jämmerlich.

Du hast es geschafft, bewusst oder unbewusst, dieses Fehlen zu nutzen und einen Erfolg daraus zu machen. Das ist schon eine enorme Leistung für sich.

Aber jetzt sitzt du doch in diesem Zug, der vor langer Zeit schon abgefahren ist, hast die letzte Haltestelle verpasst und rast auf diese Mauer zu.

Was also tun?

Die Zeit kannst du nicht zurückdrehen, aber es gibt Möglichkeiten das, was dir damals gefehlt hat, noch nachzuholen. Du bekommst es von keinem Menschen. Weder von deinen Eltern, falls sie noch leben, noch von irgendeinem anderen Menschen.

Die Chance die du hast ist, zurückzugehen in die Zeit in der dein Zug begonnen hat, abzufahren. In die Zeit, in der du hättest gesehen werden müssen, in der du hättest angenommen werden müssen. Dort ist das Thema zu lösen.

Auf materieller Ebene kommst du da nicht hin, aber auf der geistig-seelischen Ebene ist es möglich. Wenn dich da einer hinbegleitet, der den Weg kennt. Das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht, aber einer, der dafür sorgt, dass der Zug, der scheinbar auf diese Mauer zurast, doch wieder langsamer wird und du merkst, dass du ihn kontrollieren kannst.

Du wirst vom hilflosen Passagier zum Lokführer deines Lebens. Ohne von alten Mustern getrieben zu werden. Ohne diese unbewusste Sehnsucht nach etwas, das du scheinbar nicht bekommen kannst.

Der große Vorteil davon ist, dass du das unbewusste Muster loswirst, das dich immer wieder auch gegen deinen Willen in eine bestimmte Richtung getrieben hat. Wenn das weg ist, entscheidest du selbst wo es hingeht, wie und wie schnell. Weitere Infos findest du hier … >>

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